Digitale Panik

Warum wir aufhören müssen, über Digitalisierung zu reden

Johannes Josnik

Johannes Josnik

Geschäftsführender Gesellschafter

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Kaum ein Schlagwort beschäftigt Unternehmen momentan mehr, als die Digitalisierung. Diese verspricht innovative, ungeahnte Möglichkeiten und erschafft neuartige Geschäftsmodelle. Doch ebenfalls schwingt die Angst mit, diese Entwicklung zu verschlafen und dem Innovationsdruck nicht standhalten zu können. Sind uns die Veränderungen in den letzten Jahren so schnell wie noch nie vorgekommen, werden die zukünftigen Entwicklungen jedoch, verglichen dazu, nie mehr so langsam sein. Viele Unternehmen, Führungskräfte und Arbeitnehmer fühlen sich laut der D21 Digital-Index Studie jetzt schon mit der Dynamik und Komplexität der Digitalisierung überfordert. Doch woran liegt das und was können wir dagegen tun?

1. Die Erfolgsfaktoren der Digitalisierung

Wenn es ein Thema gibt, das uns derzeit in den Medien besonders häufig begegnet, ist das die Digitalisierung und die damit einhergehenden Herausforderungen, die vor uns liegen. Spricht man doch von der größten Veränderung seit der Industrialisierung und ruft gar die digitale Revolution aus. Aber wofür steht denn eigentlich digitale Revolution? Was wird hier revolutioniert und für welchen Zweck? Die medialen und politischen Debatten sind geprägt von Begriffen wie Blockchain, künstlicher Intelligenz, Innovation Labs, Fintech und vielen weiteren kompliziert klingenden Bezeichnungen. Wenig verwunderlich ist dabei, dass ein Großteil der Bevölkerung mit diesen Buzzwords kaum etwas anfangen kann und deshalb eher abgeschreckt wird. In der Konsequenz wird der Begriff der Digitalisierung zum Schreckgespenst und bekommt eine gar mystische Bedeutung. Es fehlt häufig an detailliertem Wissen und einem klaren Verständnis über die eigentliche Dimension der Herausforderung. Doch genau hier liegt das Problem: Digitalisierung kann nur dann ein zukünftiger Erfolgsfaktor für uns werden, wenn eine gesamtgesellschaftliche Akzeptanz vorherrscht und wir Digitalisierung als etwas Positives ansehen.

2. Der Sinn der Digitalisierung als Basis unserer zukünftigen digitalen Gesellschaft

Ein Grund für die Verunsicherung ist, dass wir über Digitalisierung reden, als wäre sie derart kompliziert, dass man sie kaum beherrschen kann. Worüber wir nicht oder nur selten reden, ist der Sinn von Digitalisierung.

Vergleichen wir die momentane Diskussion einmal mit einer der wichtigsten Entwicklungen während der Industrialisierung: der Elektrifizierung. Diese ermöglichte, dass ein Energieverbraucher räumlich losgelöst vom Energieerzeuger Elektrizität nutzen konnte. Plötzlich hatten Unternehmen und Endverbraucher Zugang zu einer Technologie, die ihre Art und Weise zu arbeiten und zu leben fundamental verändert hat. Die Elektrifizierung brachte der Gesellschaft eine Erleichterung in ihrem Leben: In der Produktion konnte man leichter neue Technologien einsetzen, die harte körperliche Arbeit ersetzten. Das tägliche Leben wurde von Erfindungen wie der Glühbirne erleichtert. Der Sinn dieser Neuerungen war von Anfang an klar zu erkennen und zu spüren, so dass die Entwicklung eine breite gesellschaftliche Akzeptanz fand. Heute spricht niemand mehr über Elektrifizierung. Sie ist ein Teil unseres Lebens geworden. Und genau das wird die Digitalisierung in naher Zukunft auch sein: etwas ganz Normales! Doch solange wir über sie wie ein Schreckgespenst reden, kann Digitalisierung nicht als alltäglich wahrgenommen werden.

Dabei befindet sich jeder von uns bereits seit Jahren mitten in der Digitalisierung. In vielen Bereichen ist sie schon voll und ganz in unseren Alltag integriert. Der Gebrauch von Smartphones, Tablets, PCs ist mittlerweile Standard, genauso wie das Nutzen von Laptops, E-Mails, Messengern und unzähligen Apps und Programmen. Die Digitalisierung erleichtert uns Tag für Tag unser Leben sowohl privat als auch beruflich. Aber die entscheidende Frage nach dem wirklichen Sinn, dem Warum, bleibt ungeklärt. Und solange wir nicht wissen, in welcher Art von digitaler Gesellschaft wir leben wollen und was das für uns bedeutet, werden wir uns schwertun, eine breite gesellschaftliche Akzeptanz herzustellen.

3. Anforderungen an Unternehmen – wie die Digitalisierung etwas ganz Normales wird.

Doch was bedeuten diese Erkenntnisse für die Unternehmenswelt? Was können wir tun, um nicht mehr über Digitalisierung reden zu müssen, sondern sie als eine normale, permanente Gegebenheit annehmen zu können?

An dem Trend, dass zukünftig nahezu alles, was digitalisiert werden kann, auch digitalisiert wird, können wir nichts oder nur wenig ändern. So bringt eine digitale Überarbeitung eines Unternehmens fundamentale Veränderungen mit sich. Nicht nur Prozesse und Arbeitsabläufe werden deutlich verändert, sondern auch Stellenbeschreibungen und Aufgabengebiete der Mitarbeiter. Diese Vorstellung sorgt bei vielen Menschen für eine weitere Verunsicherung, so dass Vorbehalte weiter verstärkt werden. Möchte man also als Unternehmen mit dem Tempo der digitalen Revolution mithalten, muss man zuallererst die Mitarbeiter und Führungskräfte mit auf diese Reise nehmen. Hier bedarf es von Anfang an einer klaren Unternehmens-Kommunikation. Und genau hier wird es nun spannend.

4. Vision und Strategie als Kernelemente einer erfolgreichen Digitalisierung

Redet man nur über Digitalisierung, ohne eine Vision und Strategie als Fixpunkt für die Zukunft zu geben, ist die Gefahr groß, dass die digitale Transformation misslingt. Wir sind also wieder bei der Frage nach dem Sinn, den größten und wichtigsten Antreiber einer Gesellschaft. Und an diesem Punkt tun sich viele Unternehmen momentan enorm schwer. Die digitale Revolution ist wenig greifbar, volatil, schnelllebig und fühlt sich kaum zu bewerkstelligen an. Wie soll man da eine langfristige Strategie formulieren, die für die nächsten Jahre das Handeln des Unternehmens bestimmt und an der sich alle Mitarbeiter und Führungskräfte orientieren sollen? Geht man jedoch ohne eine starke zukunftsorientierte Strategie in das Abenteuer Digitalisierung, fehlt es an den nötigen Leitplanken, derer es bedarf, um einen Transformationsprozess erfolgreich steuern zu können.

5. Herausforderungen einer zukunftsfähigen Strategieentwicklung in Zeiten der Veränderung

Eine nachhaltige und zukunftsfähige Strategie lässt sich jedoch nicht mehr so einfach wie in der Vergangenheit finden. Für eine Strategieentwicklung bedarf es einer veränderten innovativeren Herangehensweise. Das heißt jedoch nicht, dass die bisherige Art und Weise, eine Strategie aufzusetzen, überholt ist. Vielmehr bedeutet es, den Prozess zu adjustieren und an den neuen Gegebenheiten auszurichten. So hat man bereits an diesem Punkt eine große Chance, seine Führungskräfte und Mitarbeiter mit auf die Reise zu nehmen und in den Prozess einzubinden. Dies sorgt für Klarheit und fördert die Akzeptanz möglicher Veränderungsprozesse. Um dies zu ermöglichen, reicht es nicht mehr, mal eben schnell selbst eine Strategie aufzusetzen. War es in der Vergangenheit also noch deutlich einfacher, innerhalb kurzer Zeit selbst eine valide Strategie zu formulieren, so bedarf es heute einer detaillierteren und umfassenderen Strategiebetrachtung. Vielmehr ist ein durchdachter und gelenkter Strategieprozess ein wichtiger Erfolgsfaktor geworden.

So rät Weissman & Cie. stets die vier Säulen einer erfolgreichen Strategie vollumfänglich zu betrachten. Neben der Strategiesäule an sich, gilt es, die dazugehörige Organisationsform, die Führung und Mitarbeiter sowie den Bereich Familie bzw. Governance miteinzubeziehen. Nur bei einer vollständigen Betrachtung all dieser relevanten Unternehmensbereiche lässt sich eine Strategie so erstellen, dass sie den neuen Anforderungen der schnelllebigen Zeit gerecht wird. Somit dient das strategische Haus für Familienunternehmen nach Prof. Weissman als eine Art Bauanleitung für eine erfolgreiche strategische Ausrichtung.

6. Die Strategie im Mittelpunkt – Digitalisierung als Mittel zum Zweck

Wir müssen also aufhören, über Digitalisierung zu reden. Stattdessen sollten wir darüber sprechen, was wir wie und warum machen. Eine klare Strategie bildet dabei den nötigen Fixpunkt. Kennt man sein Leitbild, seine Strategie, lässt sich die Kommunikation so aufbauen, dass die Digitalisierung als abschreckende Hülse nicht länger im Mittelpunkt steht. Vielmehr lässt sich der Transformationsprozess an sich und das geplante Vorgehen darstellen, wodurch die Akzeptanz deutlich zunimmt. Mitarbeiter und Führungskräfte, die wissen, wie und warum etwas passiert und dabei ihre Rolle kennen, haben weniger Vorbehalte und sind deutlich offener, als Personen, die ohne diese richtungsweisenden Vorgaben am Veränderungsprozess teilnehmen.

Es wird deutlich, dass es nicht um Digitalisierung als solches geht, sondern dass eine klare Unternehmensstrategie mit einer starken Vision das eigentlich zentrale Thema ist. Digitalisierung ist dann ein Tool, so wie es eben auch Elektrizität geworden ist, um diese Vision zu erreichen. Entsprechend muss darüber geredet werden, wo genau wir hinwollen und wie der Weg dorthin aussehen soll.

Als Folge verliert das Wort „Digitalisierung“ plötzlich seine mystische Bedeutung, nötige Maßnahmen lassen sich einfacher greifen und die Akzeptanz innerhalb eines Unternehmens für den Transformationsprozess steigt. Damit geben wir dem Unternehmen die Chance, offener an die Herausforderungen heranzugehen und die Potentiale der digitalen Technologien zukunftsorientiert umzusetzen. Und wir geben dem einzelnen Mitarbeiter die Möglichkeit, auf Basis der Unternehmens-Vision sein individuelles Potenzial freizusetzen. So kann jeder Einzelne sein eigenes Puzzleteil zu einem großen Ganzen einbringen, womit aus dem Schreckgespenst „Digitalisierung“ eine realisierte, gemeinsame Vision eines ganzen Unternehmens wird. Denn so digital wir auch werden: Am Ende ist es der einzelne Mensch als Teil eines großen Ganzen, der entscheidet, wie erfolgreich wir die digitale Revolution meistern werden.

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